15. März 2014

Warum live aufnehmen?

Wir nehmen unser neues Album live auf. Das heißt 8 Mikros: 6 für das Schlagzeug, eins für den Bass und eins für den Gitarren-Verstärker. Der Rest, also zusätzliche Instrumentspuren und Gesang wird extra aufgenommen. Aber warum?

Proberaumstudio 2012
Proberaumstudio 2012


Live Aufnahmen haben so ein paar Vorteile.

Dynamischer und authentischer Sound

Wenn man auf einen Klick verzichtet und die Geschwindigkeit und der Rhytmus eines Songs sich beim Spielen wie im Proberaum ergibt, klingt es viel natürlicher. So können wir an bestimmten Stellen ein wenig Tempo rausnehmen, oder auch mal deutlich schneller werden. Bei vielen Bands, die auf Klick spielen, fehlt dieses dynamische und das Grundgerüst aus Schlagzeug und Bass wird schnell sehr starr. 

Schnellere Aufnahmen

Da wir nicht alle Instrumente einzeln Spur für Spur aufnehmen, sondern alle gleichzeitig und dann nur noch den Gesang und vereinzelt extra Instrumentspuren einspielen, geht unser Aufnahmeprozess sehr viel schneller. Zwar dauert das Einrichten der Aufnahmebedingungen etwas länger, da zuerst alle Intrumente richtig eingepegelt und die Mikros aufeinander abgestimmt und voneinander abgeschirmt werden müssen, doch dafür sind wir dann in der Lage hintereinander gleich einen ganzen Haufen an Songs aufzunehmen. 


Ein paar Nachteile gibt's natürlich auch:

Wenig Möglichkeiten zu Schummeln

Wenn man sich bei einer Live-Aufnahme verspielt, gibt es so gut wie keine andere Möglichkeit, als die komplette Aufnahme zu verwerfen und nocheinmal einzuspielen. Das kann bei sehr langen Songs schon auf die Nerven gehen, vorallem wenn man sich verkrampft und eine bestimmte Stelle unbedingt perfekt einspielen will. Bestimmte Parts einer Spur noch einmal Overdub aufzunehmen funktioniert nicht, da bei den Live-Aufnahmen über die Overhead-Mikros Überlappungen entstehen. In teuren Studios gibt es für solche Liveaufnahmen ohne Überlappungen schallgeschützte Glaskabinen, durch die man sich dann trotzdem sehen kann, aber das kann sich ja keiner leisten! Man sollte also am besten die Songs, die man einspielen will beherrschen und eventuell schwierige Parts, wie Soli (braucht eh keiner), extra per Overdub einspielen.

Mehr Equipment

Man braucht außerdem das, woran es bei uns im Moment genau noch mangelt. Ein Interface mit mindestens 8 Eingängen und genug Mikros und Ständer. Und dann sollte man das ja alles wenigstens grob voneinander abschirmen. Wir benutzen dafür vorallem so selbstgebastelte Vorrichtungen aus Pappe und Tüchern. Wenn man es nicht genug abschirmt, wird es beim Mixing spätestens zur Qual, da man viele Überlappungen auf den Spuren hat. Andererseits, sollte man es aber meiner Meinung nach auch nicht komplett abschirmen, da das auch ein bisschen diesen authentischen Sound ausmacht, den man sich bei dieser Aufnahmeform ja wünscht. 


Fazit:

Nachdem wir in den Anfangsjahren der Band mangels Equipment fast ausschließlich im Schlafzimmer per Overdub aufgenommen haben und wir den wirklichen Sound der Band nie wirklich einfangen konnten, war die Möglichkeit eine Live-Aufnahme zu machen wie eine Offenbahrung. Fuck auf sauber und high fidelity, dann lieber dynamisch, authentisch und ein bisschen dreckig. Hauptsache, man erkennt, dass hier eine Band spielt, die Spaß hat und nicht irgendwelche Machinen, die jeden Ton auf Anhieb treffen. Für Punkbands, die auf Platte echt klingen wollen und nicht perfekt, führt eigentlich nichts am Live Aufnehmen vorbei.

Wenn wir bald mit dem Aufnahmeprozess anfangen, werde ich ein wenig dokumentieren, wie genau wir das ganze realisieren! Stay tuned!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen