11. Januar 2016

Huhn

Huhn (Oktober 2007)


Nicht genug zu tun, nicht zu liegen,
sich für eine gute Sache zu verbiegen,
Nicht genug zu tun, etwas zu tun,
sich niemals, niemals, niemals auszuruhn

Die Tat des Tages, ein Gedicht,
geschrieben als man arbeiten soll
Was, Arbeit ist das nicht?
Doch davon werden die Taschen nicht voll.

So lernen wir in den Häusern,
die meist quadratische Zimmer haben,
Hier lernen wir was wichtig ist,
verliere unsere Phantasie in den Jahren

Wir bilden unser Hirn darauf aus,
schwere Zusammenhänge zu verstehen,
und gehen dabei doch darauf aus,
ganz individuell zu Grunde zu gehn.

Wir müssen unsere Hirne anschauen,
dass sie am Ende den Großen gleichen
Dazu müssen wir denken wie sie,
uns selbst kontrollieren nicht zu entweichen

So hab ich viel zu tun,
doch weiger ich mich dessen,
Die Kunst ist das Richtige zu tun,
das Falsche zu vergessen.

10. Januar 2016

Herbstzeit in Berlin

Herbstzeit in Berlin (September 2007)

Menschen fegen wie Blätter durch die Straßen
Es ist kühl, sie krümmen sich im Wind
Der Weltuntergang ist ein schreiendes Kind
Ich kann es nicht hören, muss es fassen

Die düstere Zeit dauert nicht mehr lange
morgen soll es regnen in Berlin
Die Vögel ziehen zum schönen hin
Ein Tropfen Liebe tropft mir von der Wange

Rauch kommt aus dem Mund, er färbt sich grau,
Zieht seine Kreise in unseren Gemütern
Erfreut ist man nur in seltensten Fällen

Die klügsten Menschen sitzen hinter den Zellen
sehen die Welt kaum; halten nach Leben Ausschau
freuen sich meistens schon über ein Blatt im Wind.

9. Januar 2016

Wie geht's dir

Wie geht's dir (Februar 2007)


Alle fragen mich wie geht's dir?
als ob sie das brennend interessiert
fragen Fragen die sie gar nicht wissen wollen
weil sie nicht wissen was sie Fragen sollen

Ein ehrliches Gespräch fällt vielen schwer
umso klüger sie sind umso mehr
die Klugheit behindert Menschen ganz extrem
ihr Dasein unverhüllt auszuleben

manche schließen sich einer Szene an
damit man sie besser einordnen kann
sie beginnen sich darin gleich abzugrenzen
ihre Eigenschaften gegenseitig zu ergänzen

doch wenn jeder sich nur verstellt
was ist dann das für ne verlogene Welt
wer hat sich die denn so ausgedenkt
es gibt doch keinen der unsere Wege lenkt

Viele denken zu viel nach, anstatt zu fühlen
scheinen durch Emotionslosigkeit abzukühlen
sie wollen gerne lieben doch es geht nicht mehr
denn die Vernunft sagt ihnen lass es lieber

Andere sind doof und fressen jeden Mist
was auf keinen Fall ein Stück besser ist
denn diese Menschen sind auch blind für die große Liebe
reduzieren ihre Gefühle meist nur auf ihre Triebe

Und das Individuum ist sowieso allein
denn es kann sich nicht anpassen oder sieht es nicht ein
sich dem Schwachsinn zu ergeben, ist ja auch was wahres dran
doch dann sind sie selber schuld das keiner sich an sie binden kann

Alle fragen mich wie geht's dir?
als ob sie das brennend interessiert
fragen Fragen die sie gar nicht wissen wollen
weil sie nicht wissen was sie Fragen sollen

8. Januar 2016

Klaus und Manfred

Klaus und Manfred (März 2006)

Klaus sagt:" Ich lebe in den Tag"
Sein neuer Freund Manfred sagt dazu:" Wie langweilig"
Klaus ist entsetzt und enttäuscht von Manfred.
Er hält ihn für einen konservativen Spießer und sagt ihm das auch, denn Klaus möchte ehrlich sein und auch zu seinem Standpunkt stehen.
Manfred, erklärt Klaus: "Leute, die in den Tag leben sind mir fremd.
Wenn ich aufstehe weiß ich immer ,wo ich heute hingehe, was ich mache, wo mein Geld lagert, wer meine Kinder betreut. Bin ich deswegen ein Spießer? Nein ich bin auch nicht konservativ. Aber eines bin ich: Ich bin ..."
Klaus schaut ihn erwartungsvoll an. Manfred prustet seine Backen. Er sieht aus wie ein Luftballon. Klaus wird immer interessierter. Er hat das Gefühl, dass er der Interessierteste Mensch der Welt ist. Manfred prustet weiter. Plötzlich, er versucht noch den Mund zu öffnen, hebt er ab, fliegt in den Himmel hinein und wurde nie mehr gesehen.
Klaus ist wieder entsetzt und enttäuscht. "Was ist denn der Manfred nun?
"Ah jetzt weiß ich", denkt er sich, "Er ist ziemlich aufgeblasen"

7. Januar 2016

Klaus und Ernst

Klaus und Ernst (März 2006)

Klaus gibt Ernst einen aus.
Ernst gibt Klaus einen aus.
Klaus gibt Ernst noch einen aus.
Ernst gibt Klaus noch einen aus.
Klaus setzt noch einen weiteren oben drauf.
Ernst setzt noch einen weiteren oben drauf.
Klaus sagt, er liebte Ernst.
Ernst tut verärgert, obwohl er anders denkt
Klaus legt seinen Arm um Ernst.
Ernst sagt: "Klaus komm wir gehn zu dir nach Haus.
Dort werde ich es dir geben, aber richtig"
Klaus sagt: "Es war nur ein Spaß"
Ernst ist verärgert.
Klaus gibt Ernst einen aus.
Ernst zahlt und geht.
Während er nach Hause fährt weint er so dass er die Straße nicht richtig sehen kann. Er fährt in einen Baum und ist seither querschnittsgelähmt.

6. Januar 2016

Jeden Tag ein Gedicht

Ich hatte als ich 17 war, also fast genau vor 10 Jahren, mit einem Internet-Blog angefangen in dem ich ein paar Prosa-Texte, aber vor allem Gedichte veröffentlicht habe. Als der Blog vor kurzem dann geschlossen wurde, bin ich nach langer Zeit mal wieder drauf gestoßen und habe mir noch schnell alle diese Werke gesichert. Sie wären beinahe verloren gegangen, da ich nur zufällig nach bestimmt zwei Jahren genau an dem Tag mal wieder die Seite besucht hatte, an dem sie dicht gemacht wurde und noch alles exportieren konnte. Glück gehabt!
Nun möchte ich täglich ein Gedicht aus der Zeit hier veröffentlichen. Die Reihenfolge und die Auswahl sind willkürlich. Eventuell bearbeite ich das eine oder andere auch nochmal ein bisschen, damit es nicht zu peinlich wird ;-)

Wir beginnen mit ein bisschen Prosa:

Ein Beispiel von Selbstmitleid (März 2006)


Einen Drink noch, dann muss ich gehen. Wohin? Nach Hause natürlich. Zu Frau und Kindern? Wieso fragst du? Na gut, ok. Eigentlich wohne ich alleine. Ich muss morgen früh raus. Kann mir nicht leisten zu spät zu kommen. Bin sowieso schon auf der Abschussliste. Versicherungsgesellschaft. Macht keinen Spaß. Ich mache es nur des Geldes wegen. Nebenbei bin ich Musiker. Früher in der Schulzeit hatte ich mal ne Band. Wir waren nie wirklich erfolgreich aber wir hatten immer viel Spaß. Heute habe ich kaum noch Zeit. Meine Freunde haben genauso viel zu tun wie ich und wenn man mal Zeit hätte kommt doch noch was dazwischen. Früher hatte ich so viele Songideen, heute fällt mir nichts mehr ein. Ich bin auch immer viel zu fertig. Hallo? hörst du mir noch zu? Ok, du ich werde jetzt gehen, ja? Der Drink? Egal, nimm du ihn. Hier hast du das Geld. So also bis morgen.